Die 13. Responsible Gaming Academy betrachtete verantwortungsvolles Glücksspiel aus verschiedenen Blickwinkeln.
Seit 2004 veranstaltet die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe jährlich die Spielerschutzkonferenz der Responsible Gaming Academy (RGA). Was ursprünglich als interne Schulungsmaßnahme konzipiert wurde, hat sich zu einem hochkarätigen Event für nationale und internationale ExpertInnen entwickelt. Am 2. Mai 2016 brachte die Tagung einmal mehr zahlreiche MitarbeiterInnen und die Elite der Spielsucht- und Glücksspielforschung ins Studio 44.
„Das Wissen und damit die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein zentrales Thema und die wichtigste Ressource für unsere Unternehmensgruppe“, betonte Generaldirektor Dr. Karl Stoss die Wichtigkeit und die lange Tradition von Glücksspiel mit Verantwortung in der Unternehmensgruppe.
Der für Responsible Gaming zuständige Vorstandsdirektor Prof. KR Mag. Dietmar Hoscher verwies in seiner Einleitung auf den wegweisenden Charakter der RGA und der jährlichen Tagung, „aus der schon viele wichtige und aktuelle Themen für die Umsetzung in der Unternehmensgruppe und in der täglichen Arbeit entstanden sind“.
Rekordzahl von 250 TeilnehmerInnen
Im Gegensatz zur Vorjahresveranstaltung gab es bei der RGA 2016 kein übergeordnetes Schwerpunktthema. Die Vorträge der Experten behandelten die Themen Glücksspiel und Spielsucht aus den verschiedensten Blickwinkeln und Bereichen des täglichen Lebens. Organisator Herbert Beck freute sich, erstmals die Rekordzahl von über 250 angemeldeten TeilnehmerInnen verkünden zu dürfen.
Der Generaldirektor der belgischen Glücksspielkommission Peter Naessens berichtete von der aktuellen rechtlichen Situation des Glücksspiels in Belgien und darüber, wie ein regulierter Markt in einem EU-Mitgliedsstaat funktionieren könne. In seinem Vortrag widmete er sich der Bekämpfung illegaler Anbieter und dem gleichzeitigen Schutz legal konzessionierter Betreiber in Belgien.
Prof. Dr. David Forrest von der University of Liverpool bezeichnet sich selbst als einen mathematisch orientierten Wirtschaftswissenschaftler. Sein Ansatz in Sachen Spielsuchtforschung liegt daher darin, „Daten und Zahlen zu foltern“. Umso erstaunlicher, dass sich der Zahlenkünstler einem auf den ersten Blick so unberechenbaren Thema, nämlich dem Glücklichsein, widmete.
Sein Vortrag „Happy and Unhappy Gamblers“ behandelte die Auswirkungen von Glücksspiel auf das allgemeine Wohlbefinden bzw. das individuelle Glücksempfinden und präsentierte die erstaunlichen Ergebnisse seiner Studie. Normale SpielerInnen ohne Risiko sind demnach ein wenig glücklicher als Nicht-SpielerInnen. Allerdings sackt das Glücksempfinden bei problematischem Spielverhalten rapide ab und gleicht in etwa dem einer schwer (z.B. an Krebs) erkrankten Person.
Glück und Unglück im Spiel beschäftigen die Menschheit schon seit tausenden von Jahren und sind daher auch aus Literatur, Film und sogar der Oper nicht mehr wegzudenken. Der Responsible Gaming Experte Göran Wessberg aus Schweden zeigte in seinem Vortrag verschiedenste Ausschnitte, u.a. aus der Operninszenierung von Fjodor Dostojewskis „Der Spieler“.
GamCare in London ist die zentrale Spielsuchtberatungsstelle in Großbritannien, die hauptsächlich durch verpflichtende Beitragszahlungen der britischen Glücksspielindustrie finanziert wird. Dirk Hansen und Trevor David berichteten aus ihrem Alltag im Umgang mit ProblemspielerInnen, von denen jährlich rund 40.000 betreut werden, aber auch aus ihrer unermüdlichen Arbeit mit den verschiedenen Anbietern und Betreibern von Glücksspiel zu den Themen rund um Responsible Gaming und den resultierenden Maßnahmen.
Doris Malischnig, Abteilungsleiterin Prävention im Bereich Responsible Gaming, Advertising & Sponsoring, stellte ihre Dissertationsarbeit zum Thema „Einflussfaktoren auf die Einhaltung von Jugendschutzvorgaben beim Verkauf von Lotterieprodukten“ vor. Dabei behandelte sie vor allem die Akzeptanz der freiwilligen Selbstverpflichtung zum Jugendschutz und die Wirksamkeit verschiedenster RG-Schulungsmaßnahmen für die Vertriebspartner der Österreichischen Lotterien.
Zum Abschluss gab Dr. Dieter Volc einen spannenden Einblick in das Krankheitsbild von Morbus Parkinson und die Verbindung zu pathologischem Spielverhalten. Die medikamentöse Behandlung des durch Parkinson entstehenden Dopaminmangels ist dabei oft der Auslöser (vor allem bei zu hoch dosierter Medikation) von Impulskontrollstörungen, die im Extremfall unter anderem zu Spiel-, Kauf- und Naschsucht sowie einer ausgeprägten Hypersexualität führen können.
Stakeholder-Dialog mit Finanzministerium und Spielerschutzorganisationen
Im Anschluss an die Tagung fand auf Einladung von Vorstandsdirektor Dietmar Hoscher und Bereichsleiter Herbert Beck heuer bereits zum zweiten Mal der Stakeholder-Dialog mit der Leiterin der Stabsstelle für Spielerschutz im Finanzministerium, Mag. Alice Schogger, und dem Leiter der Finanzpolizei, Wilfried Lehner, sowie den VertreterInnen zahlreicher Spielerschutzorganisationen statt. Im Zentrum der Diskussion stand das Thema bewilligungsloses Glücksspiel